Dass die Tourismus- und Freizeitwirtschaft einen Beitrag von (zumindest) 8 Prozent zum BIP leistet, ist unbestritten – ebenso unbestritten ist aber auch, dass sie genau 100 Prozent vom Lebensgefühl ausmacht. Das sollten in den vergangenen Lockdowns doch alle gemerkt haben – oder?
Und man muss schon zugeben: Die öffentliche Hand hat diesen für uns so wichtigen Wirtschaftszweig während der Krise mit enorm hohen Fördermitteln über Wasser gehalten – gegenüber anderen Ländern und anderen Branchen waren wir da klar im Vorteil. Jetzt geht es aber (zumindest hoffe ich das) mit Riesenschritten zurück zur Normalität. Blick nach vorne, neu durchstarten und alles noch besser machen als vor der Krise. Mit „habe fertig“ ist Giovanni Trapattoni in die Geschichte eingegangen, ich möchte das in der ÖHT nicht auch tun – aber auch ich „habe fertig“, weil alle Fördermittel aufgebraucht sind. Das ist zwar gut, weil es zeigt, dass die Tourismus- und Freizeitwirtschaft sich neu positioniert, sich den neuen Anforderung und Wünschen der Gäste anpasst, wieder Konjunkturlokomotive spielt und alle mitzieht. Aber es ist eben auch nicht gut, weil das ja noch weitergehen muss, weil ja noch unzählige Investitionsvorhaben auf Unterstützung warten und weitere nachkommen. Die Branche muss sich in vielen Belangen grad neu erfinden und das braucht finanzielle Unterstützung!
Die ÖHT fördert ja nicht nur Tourismus im engeren Sinne – Restaurants und Hotels –, sondern jedes Unternehmen, das Mitglied der Sparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft der WKO ist, kann und soll gefördert werden. Das ist eine riesige Klientel und reicht von Fitnessstudios über Discos, Konzertveranstalter, gastronomisch vom Würstelstand über die Landgastronomie bis zum Gourmettempel, Hotellerie in allen (gewerblichen) Facetten, Unternehmensgründungen, Beschneiungsanlagen, Berghütten. Und ja, kein Spaß: Tattoo- und Piercing-Studios gehören auch dazu!
Mir ist schon klar, das habe ich schon öfter gesagt, aber es ist nun einmal so: 60 Prozent der Investitionen, die ein Tourismus- und Freizeitunternehmen setzt, werden innerhalb von 60 Kilometern um den Investitionsstandort wertschöpfungswirksam. Davon profitieren die Baumeister, die Maurer, die Fliesenleger, die Spengler, die Installateure und deren Familien und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch deren Familien. Und ja, das hab’ ich auch schon öfter gesagt: Geht’s dem Tourismus gut, geht’s uns allen gut. Aber, und eigentlich gar nicht zu glauben: Für diese gesamte Branche haben wir jährlich ein Budget von gerade einmal 19,23 Millionen Euro! (Kein Druckfehler, das ist tatsächlich nicht mehr). Das kann nicht reichen, war in der Vergangenheit schon knapp und unter den jetzigen Voraussetzungen geht sich das nie aus. Ein paar Argumente, warum es in einem Budget 2022plus für unsere Branche mehr geben muss:
- Seit der letzten Budget-Festsetzung ist der Baukostenindex um rd. 12 Prozent gestiegen, also haben sich auch Investitionen entsprechend verteuert.
- Baubehördliche und sonstige Vorschriften nehmen zu und verteuern Investitionen und operativen Betrieb zusätzlich.
- Die Erlöse/Erträge sind hingegen annähernd gleich geblieben. Förderung wird also wieder mehr zum „Ermöglicher“.
- Die Eigenkapitalbasis der Gesamtbranche (von einigen Ausnahmen abgesehen) ist immer noch schlecht und durch die Covidkrise ist sie nochmals dramatisch gesunken. Förderungen helfen, das fehlende EK auszugleichen.
- Gutes Rating wird immer mehr zur Voraussetzung für Finanzierbarkeit. Hier helfen Förderungen als Rating-Trigger.
- Unternehmensübergaben müssen durch Förderungen stärker als früher unterstützt werden. Die nächste Generation braucht Motivation und einen guten Start in die Selbständigkeit.
- Der Wunsch, auch Projekte entlang der Wertschöpfungskette (Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Gastronomie zum Beispiel) zu unterstützen, löst zusätzlichen Mittelbedarf aus.
- Produktlebenszyklen werden kürzer, daher muss öfter investiert werden.
- Spezifische Branchenbedürfnisse schaffen zusätzlichen Förderbedarf (z. B. Digitalisierung, Regionalisierung, Mitarbeitereinrichtungen …).
Also kämpfen wir gemeinsam um eine Anhebung der Investitionsförderung, ziehen wir alle an einem Strang. Kämpfen wir um zusätzliche Budgetmittel für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Eines ist sicher: Wer nicht laut schreit, wird nicht gehört! Schreien wir also alle laut um Hilfe: „Mayday, mayday, wir brauchen mehr Geld, um unsere Unternehmen erfolgreich ins ‚Nach-der-Krise‘ zu führen!“