Wenn der Tourismus von Fachkräftemangel und Mitarbeiterengpässen redet, steht diese Branche mit Sicherheit nicht allein da. Die Herausforderung zieht sich durch viele Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. Die Ursachen sind aber mitunter tiefgreifender und zum Teil auch hausgemacht (Stichwort Arbeitgeber-Image). Es ist also an der Zeit, den Wurzeln auf den Grund zu gehen, denn die reine Milderung der Symptome wird auf langfristige Sicht hin zu wenig sein. Wir unterstützten aktuell die besten und innovativsten Ideen des Landes mit dem aktuellen Fördercall „Innovative Beschäftigungsmodelle und Mitarbeiterkonzepte für die Hotellerie und Gastronomie“ und beobachten eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema in den Regionen und Betrieben.
Unter dem Motto „Lebensläufe. Arbeitswelten neu denken“ hat sich auch der diesjährige ÖHV-Kongress mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Generell gilt für die heutige Arbeitswelt in allen Branchen gleichermaßen: Wir gehen weg von einer Erwerbsgesellschaft, in der Geld, Karriere und Titel das wichtigste waren, hin zu einer Sinngesellschaft. Arbeit muss Sinn haben, ein wichtiger Teil eines großen Ganzen sein und zu den eigenen Werten und Zielen im Leben passen. Arbeit muss attraktiv sein, muss sich beiderseits für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber lohnen. Und Arbeit muss flexibel sein, sowohl räumlich als auch inhaltlich.
Das Interreg-Projekt „Attraktiver Tourismus“ der FH Salzburg (Lead Partner) hat vor allem bei den potenziellen Nachwuchskräften genau nachgefragt und zugehört. Bei einer quantitativen Befragung unter Hunderten von Mitarbeitenden, Interessierten und aktuellen Tourismusschülerinnen und -schüler konnten die Basics / Must-haves, die Motivatoren und die Attraktoren (Add-ons) für einen Job im Tourismus herausgefiltert werden. Ganz spannend dabei: die Faktoren „Geld / faires Einkommen“, „Arbeitsklima und -bedingungen“ sowie „Arbeitszeit(-modelle)“ sind ganz eindeutig bereits Basics. Das heißt, wenn einer dieser Faktoren nicht stimmt, entscheidet sich der/die potenzielle Mitarbeiter/in bewusst gegen einen Tourismusjob. Die Wahlmöglichkeiten für junge Menschen sind heutzutage so vielfältig, dass hier einfach ein anderer Weg eingeschlagen wird, wenn die Basics nicht passen. Faktoren wie „kompetente Vorgesetzte auf Augenhöhe“, „Feedbackkultur und Wertschätzung“ sowie „innovatives, abwechslungsreiches Arbeitsumfeld“ gelten als Motivatoren und werden immer wichtiger. Den entscheidenden Ausschlag für einen Tourismusjob geben aber die sogenannten Attraktoren. Eindeutig „Attraktiv“ machen einen Job die Adds-Ons „Werte und Ziele des Unternehmens (Unternehmensphilosophie)“, „Region und regionale Angebote“ sowie „Lob und Anerkennung / wichtiger Teil des Unternehmens zu sein“. Die eigenen Werte und Ziele sollen mit der Unternehmensphilosophie, insbesondere in Trendthemen wie z.B. der Nachhaltigkeit, übereinstimmen. Die Angebote der Region und die Infrastruktur des Betriebes sollen auch für Mitarbeitende offenstehen und nutzbar sein. Und, ganz wichtig, jeder im Unternehmen ist ein ganz wichtiger entscheidender Teil des Ganzen und trägt wesentlich zum Erfolg bei.
Die große Chance des Tourismus als Arbeitgeber sehen wir in hohem Ausmaß im potenziellen Erlebnisreichtum. Ein Job im Tourismus kann – auch wenn es nur für gewisse Lebensabschnitte ist – ganz besondere Erlebnisse bringen. Und, auch wenn es gewiss zum Teil sehr fordernde, anstrengende Arbeitseinsätze sind, die Erlebnisse mit Gästen, mit dem Team, in einer Region oder bei einem Event, bleiben ein Leben lang in Erinnerung, Life- Experiences sozusagen. Das ist ein ganz wichtiger Faktor, vor allem bei der jungen Nachwuchsgeneration in Zeiten von Social Media, Insta, TikTok und Co. Im Netz wird auch verglichen, wer den attraktivsten Urlaub macht, wer am schönsten wohnt und wer das tollste Outfit hat. Warum auch nicht, wer den besten Job hat? Daher ist auch ein möglichst bildgewaltiger und video-orientierter Imageaufbau des Tourismus als attraktiver Employer in sämtlichen Medien eine gewaltige Chance, die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie sich am liebsten aufhalten. Und um diese für einen Job im Tourismus begeistern zu können.
Wie insbesondere die junge Generation noch tickt und welche anderen Zielgruppen auch interessant für den Tourismus als Mitarbeitende sind erfahren Sie in unserem nächsten Artikel…
Die Einreichfrist für unsere Innovationsförderung endet am 30.06.2022.