Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT), Prodinger und Kohl > Partner haben den umfassendsten Benchmarkbericht für die österreichische Ferienhotellerie veröffentlicht. Das bestehende Netzwerk an Kooperationspartnern konnte mit der WKO, ÖHV, OeKB und GFB auf eine noch breitere Basis gestellt werden.
Der „Fitness-Check 2024“ analysiert Daten aus 2023 von fast 800 Betrieben unter Anwendung des Standards STAHR (Standard der Abrechnung für Hotels und Restaurants) und ermöglicht eine präzise Standortbestimmung zur strategischen Weiterentwicklung.
Positive Trends bei Auslastung
Die Ferienhotellerie hat ihre Position als Ganzjahresdestination weiter gefestigt. Die Auslastung, gemessen in Vollbelegstagen (VBT), in allen Kategorien konnte im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert werden, was die Anpassungsfähigkeit der Betriebe unterstreicht.
— 3-Sterne-Betriebe: Anstieg von 150 auf 164 VBT (+9,3 %)
— 4-Sterne-Betriebe: Anstieg von 164 auf 179 VBT (+9,1 %)
— 4S- und 5-Sterne-Betriebe: Anstieg von 183 auf 200 VBT (+9,3 %)
Sinkende Betriebsergebnisse trotz höherer Auslastung
Gleichzeitig sind die Betriebsergebnisse, gemessen am Gross Operating Profit (GOP), deutlich zurückgegangen. Trotz höherer Nächtigungszahlen und inflationsbedingter Preisanpassungen konnten die gestiegenen Kosten nicht vollständig weitergegeben werden.
Trotz erheblicher Investitionen in der Hotellerie in den letzten Jahren bleiben die Betriebsergebnisse rückläufig – ein Signal, dass gezielte Maßnahmen in Kostenmanagement und Effizienz dringend erforderlich sind.
Stefan Brida und Helmut List von Kohl > Partner
Besonders betroffen sind die gehobenen Kategorien, wo der GOP im Vergleich zum Vorjahr stärker sank als im 3-Stern-Bereich.
— 3-Sterne-Betriebe: Rückgang um 0,55 Prozentpunkte auf 22,64 %
— 4-Sterne-Betriebe: Rückgang um 2,48 Prozentpunkte auf 21,20 %
— 4S- und 5-Sterne-Betriebe: Rückgang um 2,63 Prozentpunkte auf 23,39 %
Fitness-Check identifiziert Hauptkostentreiber: Kosten für Mitarbeitende und Energie
Der Fitness-Check liefert wertvolle Informationen rund um die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Hotelbranche. Basierend darauf versucht die OeHT das Angebot an Finanzierungen und Förderungen an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Die Ergebnisse des Fitness-Checks 2024 zeigen, dass insbesondere Mitarbeiterkosten und Energiepreise die wirtschaftliche Performance der Betriebe derzeit belasten.
Vor allem die Auswirkungen der Inflation haben die Mitarbeiterkosten steigen lassen. Diese wurden durch die Kollektivvertragsabschlüsse nahezu eins zu eins auf die Löhne übertragen. Dies wirkt sich negativ auf die Ertragsfähigkeit aus.
Matthias Matzer, Geschäftsführer der OeHT und Mitinitiator des Fitness-Checks
Steigende Mitarbeiterkosten belasten Margen
In den 4-Sterne-Betrieben stiegen die jährlichen Personalkosten pro Vollzeitäquivalent um 18,4 %, während die 4S- und 5-Sterne-Betriebe einen Anstieg von 8,5 % verzeichneten. Im 3-Sterne-Segment betrug die Steigerung 14,2 %.
Diese Entwicklung setzt die Margen unter Druck und reduziert die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Die Mitarbeiterkosten in Prozent des betrieblichen Umsatzes belaufen sich auf über 36% inkl. der Lohnnebenkosten.
Thomas Reisenzahn und Marco Riederer, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung
Kosten pro Vollzeitäquivalent:
— 3-Sterne-Betriebe: +14,2 % auf durchschnittlich 43.127 Euro
— 4-Sterne-Betriebe: +18,4 % auf 45.086 Euro
— 4S- und 5-Sterne-Betriebe: +8,5 % auf 47.012 Euro
Über die Hälfte der 4-Sterne-Betriebe setzt auf nachhaltige Energien wie Biomasse und Wärmepumpen
Die österreichische Hotellerie hat bei der Implementierung erneuerbarer Energien eine Vorreiterrolle eingenommen. Dies wird im untersuchten Sample belegt, da mehr als 50 % der gesamten Heizsysteme in 4-Sterne-Betrieben bereits auf nachhaltigen Energiequellen wie Biomasse, Solarenergie und Wärmepumpen basieren. Dennoch konnten die allgemeinen Preissteigerungen am Energiemarkt nicht abgefedert werden. „Die Energiekosten pro Zimmer stiegen signifikant an und machen mittlerweile knapp 6 % des Umsatzes
aus“, resümieren die Studienautoren.
Energiepreise erreichen All-Time-High trotz Effizienzsteigerungen
Trotz erheblicher Effizienzmaßnahmen belasten die Energiekosten weiterhin die Margen und erreichen 2023 ein bisherigen All-Time-High:
Durchschnittliche Energiekosten pro Zimmer:
— 3-Sterne-Betriebe: +49 % auf 2.325 Euro
— 4-Sterne-Betriebe: +56 % auf 3.097 Euro.
— 4S- und 5-Sterne-Betriebe: +41 % auf 4.749 Euro
Nachhaltigkeit als strategischer Vorteil
Erstmals wurden Nachhaltigkeitskriterien im Rahmen des Fitness-Checks erhoben. ESG-Kennzahlen (Environmental, Social, Governance) spielen eine zunehmend wichtige Rolle, auch in Hinblick auf Finanzierungen und Förderungen.
— Umwelt: Der Wasserverbrauch pro Nächtigung liegt bei 0,36 m³ in der gehobenen Hotellerie, das Abfallaufkommen beträgt 0,94 kg pro Nächtigung.
— Soziale Aspekte: Frauen stellen knapp 60 % der Führungspositionen in den oberen Kategorien, was ein starkes Signal für Diversität und Gleichberechtigung in der Branche darstellt. Mit einer Fluktuationsrate von 14 bis 17 % zeigt die Branche eine stabile Beschäftigungssituation in der Kernbelegschaft.
— Governance: Als regionaler und nachhaltiger Wertschöpfungsmotor trägt die Hotellerie mit 70% der Lieferanten in einem Umkreis von 100 Kilometer um den Betrieb zu einer verantwortungsvollen Betriebsführung bei. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Unternehmensführung beeinflusst nicht nur die Senkung der Betriebskosten, sondern stärkt auch das Image und die langfristige Resilienz der Hotels.
ESG- Ergebnisse im Detail
Wasserverbrauch pro Nächtigung:
– 4S- und 5-Sterne-Betriebe: 0,36 m³
– 3- und 4-Sterne-Betriebe: 0,25 m³
Abfall pro Nächtigung:
– 4S- und 5-Sterne-Betriebe: 0,94 kg
– 4-Sterne-Betriebe: 0,68 kg
Wärmeverbrauch pro Nächtigung:
– 4S- und 5-Sterne-Betriebe: 39,15 kWh
– 4-Sterne-Betriebe: 25,52 kWh
Der Primärenergiebedarf pro Nächtigung liegt bei:
— 4-Sterne-Bereich: rund 37 kWh
— 3-Sterne sowie 4S- und 5-Sterne-Bereich: etwa 40 kWh
Anteil erneuerbarer Energien:
— 3-Sterne-Betriebe: 47 %
— 4-Sterne-Betriebe: über 50 %
— 4S- und 5-Sterne-Betriebe: 47 %
Branchenperspektive und Handlungsempfehlungen
Der „Fitness-Check 2024“ offenbart, dass die österreichische Hotellerie zwar auf eine stabile Nachfrage bauen kann, aber unter Druck durch steigende Kosten und sinkende Rentabilität steht. Die Betriebe sind damit konfrontiert, Preissteigerungen im Markt durchzusetzen und Optimierungen werden vor allem in der Prozess- und Aufwandsstruktur notwendig. Nachhaltigkeitsmaßnahmen, Effizienzsteigerungen und gezielte Investitionen in die Mitarbeiterbindung und -entwicklung werden zu zentralen Stellschrauben für die Zukunft. Zumindest für die Betriebsergebnisse 2024 zeichnet sich bereits eine Abflachung der Energiekosten ab. „Die kommende Winter- und Sommersaison wird zudem zeigen, wie gut sich die Betriebe auf die neuen wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen einstellen können“, teilen die Studieninitiatoren die aktuelle Einschätzung.
Unsere Empfehlungen für Hoteliers:
— Optimieren Sie Ihre Prozesse, um Effizienzpotenziale zu heben.
— Setzen Sie verstärkt auf nachhaltige Energien, um Ihre Kosten zu senken.
— Stärken Sie Ihre Mitarbeiterbindung durch gezielte Entwicklungsprogramme.
Der „Fitness-Check 2024“ bietet eine umfassende Orientierung für Hoteliers, die ihre strategische Ausrichtung optimieren möchten. Die umfassende Auswertung bietet Hoteliers wertvolle Einblicke und konkrete Anregungen für die strategische Neuausrichtung in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld.
Hier können Sie für weitere Details den gesamten Fitness-Check 2024 für die Hotelbranche downloaden:
Fitness-Check (pdf, 405,81 kB)