Mit März 2022 beginnt die Ausschreibung einer neuen ÖHT-BMLRT Leuchtturm-Förderungsaktion zum Thema „Innovative Beschäftigungsmodelle und Mitarbeiterkonzepte für die Hotellerie und Gastronomie“. Geht es nach den Worten von ÖHT-Generaldirektor Wolfgang Kleemann wird diese Förderungsaktion die Branche unterstützen, ein exzellentes, neues Employer-Branding-Profil zu entwickeln.
Mit neuen Ideen den Herausforderungen des touristischen Arbeitsmarkts begegnen
Die Corona-Pandemie der letzten 24 Monate hat besonders stark die heimische Tourismuswirtschaft getroffen, allen voran die Hotellerie und Gastronomie, die mit den Folgen für den touristischen Arbeitsmarkt zu kämpfen haben. Gerade die Tourismusbranche sieht sich bereits seit einigen Jahren mit einem ausgeprägten Mitarbeitermangel konfrontiert. Ausschlaggebend dafür sind neben den allgemeinen Faktoren, wie demographischer Wandel, der Trend zu höherer Bildung, neue gesellschaftliche Werte u.a., auch die geänderte Erwartungshaltung potenzieller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einen Arbeitsplatz und an den Arbeitgeber. Erwartungen, wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie, flexible Arbeitszeiten, Gestaltungsspielraum/Mitgestaltungsmöglichkeiten, höhere Verdienstmöglichkeiten und zunehmend auch die Nachfrage nach Sozialleistungen, wie Kinderbetreuungsmöglichkeiten etc., sind im Hotellerie- und Gastronomiesektor im Allgemeinen derzeit nur schwer zu erfüllen.
Mittelfristige Zielsetzung: gut ausgebildete Mitarbeiter längerfristig an das Unternehmen binden
Auch die hohe Mitarbeiterfluktuation ist ein klassisches Phänomen des touristischen Arbeitsmarkts: ein Arbeitsplatz wird im Jahresdurchschnitt von fast 2 Personen besetzt. Laut Experten hat die Pandemiesituation die Fluktuation noch weiter verstärkt und aktuelle Prognosen lassen keine Trendwende erkennen.
Klar erkennbar ist, dass jene Unternehmen der Tourismusbranche, die sich als erstklassige Arbeitgeber profiliert haben und ein aktives Mitarbeitermanagement führen besser durch die aktuelle Krise gekommen sind. Auch die Zeit der eingeschränkten Betriebstätigkeit während der Lockdowns haben einige dazu genutzt, die Mitarbeiterbindung weiter zu verbessern und sich mit ihrem gesamten Team neu aufzustellen. Aus diesem Grund kommt der (emotionalen) Mitarbeiterbindung an den Betrieb bzw. an die Tourismusregion größte Bedeutung zu.
Mag. Wolfgang Kleemann, Generaldirektor der ÖHT
Dass es durchaus machbar ist, der hohen Mitarbeiterfluktuation entgegenzuwirken, zeigen vereinzelt bereits erfolgreiche Pilotprojekte, die gezielt Maßnahmen setzen, um die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern, ihre Leistungen über das Notwendige hinaus entsprechend zu würdigen oder um das Betriebsklima und den sozialen Zusammenhalt zu verbessern. Insgesamt ist aber nach wie vor festzustellen, dass Mitarbeiterbindung, Teammotivation und Zusammenarbeit auf Augenhöhe noch immer keine Kernkompetenzen der Tourismusbranche sind. Erfolgsorientierte Entlohnungssysteme und Prämienanreize (nicht nur monetär gedacht) sind nach wie vor die Ausnahme.
Andere Branchen sind uns da weit voraus und wir haben noch viel zu wenig erkannt, dass die durch einen sorgfältigen und wertschätzenden Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spürbare Arbeitsbegeisterung auch bei den Gästen bei der Urlaubsentscheidung immer mehr in den Mittelpunkt gerückt wird und jedenfalls ganz wesentlich zur Wiederbuchungsabsicht beiträgt.
Mag. Wolfgang Kleemann, Generaldirektor der ÖHT
Konzepte und innovative (Kooperations-)Projekte zur Mitarbeiterbindung gesucht
Zielsetzung dieser Förderungsaktion ist es, dass sich sowohl Tourismusdestinationen als auch Betriebe der Hotellerie und Gastronomie mit den beschriebenen Herausforderungen am Arbeitsmarkt beschäftigen und abgestimmte, innovative Lösungsansätze erarbeiten und wenn möglich langfristig umsetzen. Derartige Lösungen können ein breites Spektrum umfassen: von neuen Modellen für „Recruiting“, „Mitarbeiterbeteiligung“ und „Incentives für Beschäftigte“, über „flexible Arbeitszeitmodelle“ und „Gestaltung des Arbeitsumfelds“ bis hin zu „fachlich übergreifenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten“, „fachkräftespezifischen Motivationsprogrammen und Anreizsystemen“ oder strategischen Konzepten zur „Vereinbarkeit von Familie und Beruf inkl. Kinderbetreuungsmöglichkeiten“.
Genau hier setzt der diesjährige Call der Leuchtturm-Förderungsaktion an: unter dem Motto „Innovative Beschäftigungsmodelle und Mitarbeiterkonzepte für die Hotellerie und Gastronomie“ rufen das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus und die ÖHT auf, Projektvorhaben zur Förderung einzureichen, die diese Zielsetzungen in innovativen Pilotprojekten aufgreifen und neue Lösungen umsetzen.
Unser Tourismus lebt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Der Fachkräftemangel war auch aufgrund der stetig wachsenden Tourismusbranche schon vor der Corona-Pandemie eine große Herausforderung. In den letzten beiden Jahren hat sich die Situation zunehmend verschärft. Durch die Kurzarbeit und die Saisonstarthilfe konnten wir zigtausende Arbeitsplätze retten. Jetzt geht es darum, Berufe im Tourismus zu attraktivieren und Interessierte für diese vielfältige Branche zu begeistern
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger
Einreichungen sind bis zum 30. Juni 2022 möglich
Projekteinreichungen werden bei der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank Ges.m.b.H. (ÖHT) bis zum 30. Juni 2022 entgegengenommen. Eine Fachjury wird die Einreichungen bewerten und daraus die Siegerprojekte auswählen, deren Umsetzung mit Tourismusförderungsmitteln des Bundes und Mitteln des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014-2020 unterstützt werden. Dafür stehen insgesamt bis zu zwei Millionen Euro zur Verfügung. Der detaillierte Projektaufruf sowie die Formulare für die Förderungseinreichung können hier abgerufen werden.
Schauen wir über den Tellerrand hinaus – nehmen wir uns das zum Ziel, was andere Branchen schon anwenden: entwickeln wir ein exzellentes Employer-Branding-Profil für den Tourismus als Arbeitgeber.