Mit Mut und Zuversicht altes neu denken!
Eine Studie der KMU-Forschung Austria aus dem Jahr 2019 prognostiziert, dass im Zeitraum 2020 – 2029 etwa 8.000 Hotel- und Gastronomiebetriebe übergeben werden sollen – eine doch beträchtliche Anzahl an Betriebsübergaben. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Betriebsübergaben oftmals große zeitliche Ressourcen in Anspruch nehmen, sind sie auch durchaus hoher Komplexität unterworfen. Vor allem das Spannungsfeld zwischen Familien- und Unternehmenswelt und unterschiedlichen Interessen und Zielvorstellungen charakterisieren den innerfamiliären Übergabeprozess. Ein gut strukturierter und extern begleiteter Prozess ist sicherlich der wichtigste Erfolgsfaktor bei Übergaben im Familienverbund. Es gilt hervorzuheben, dass für eine gut geplante Übergabe mehrere Jahre an Zeitraum einzuplanen sind. Wenn Sie also heute Mitte fünfzig sind, ist es höchste Zeit sich diesem Thema zu widmen. Darüber hinaus sieht sich die gesamte Tourismusbranche derzeit mit der Herausforderung konfrontiert, dass uns zunehmend der Nachwuchs an motivierten Jungunternehmern fehlt. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Förderungen können in diesem Zusammenhang zwar durchaus wichtige Anreize setzen, es bedarf aber vieler unterschiedlicher Maßnahmen, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Betriebsübergaben zielgerichtet unterstützen. Diese beginnen bei der Ausbildung im (Hoch)Schulbereich und reichen über eine Stärkung der Tourismusgesinnung bis hin zu finanziellen Hilfestellungen und Erleichterungen bei mit Betriebsübergaben unmittelbar verbundenen Investitionen.
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) arbeitet aktuell an einem praxisgerechten Leitfaden für Betriebsübergaben, der den Unternehmen als Unterstützungstool und Orientierungshilfe dienen soll. Eine vom BMAW organisierte Fachveranstaltung Ende April mit Stakeholdern sollte im Rahmen dieses Projektes die Sensibilität und das Bewusstsein für die unterschiedlichen Problemlagen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Prozess der Übergabe von touristischen Betrieben schärfen. Zudem bot die Veranstaltung eine gute Gelegenheit, Fachleute und Stakeholder bereits vor Publikation des Leitfadens in das Projekt mit einzubinden und ihre praktische Erfahrung mit einfließen zu lassen. Besonderes Highlight war die Vorstellung von drei Praxisbeispielen von zu Betriebsübergaben mit unterschiedlichem Ausgang. Nur wer genau zuhört und die Branchenbedürfnisse kennt, kann daraus die richtigen Maßnahmen für die Branche ableiten. Neben dem Praxisleitfaden bieten OeHT und BMAW mit der neuen gewerblichen Tourismusförderung unterschiedliche Finanzierungs- und Förderlösungen, um den Übergabeprozess aus finanzieller Sicht zu erleichtern. Das Angebot reicht von geförderten Kreditfinanzierungen mit Zinsenzuschuss des Bundes in Kombination mit einem nicht rückzahlbaren Übergabezuschuss oder der OeHT-Jungunternehmerförderung.
Wir werden es nur mit einer Vielzahl an Maßnahmen schaffen, Betriebsübergaben auch zukünftig sicherzustellen. Die Notwendigkeit ist unumstritten, denn fehlen uns die familiengeführten Tourismusbetriebe, verlieren wir das Rückgrat des heimischen Tourismus!